Tag 17: Rocky Mountaineers oder das Märklin Märchenland

Abertausende Kilometer Gleise ziehen sich durhc die Rocky Mountains. Tunnels und Brücken sind  Meisterwerke...

Es muss dann doch ein eigener kleiner "Post" werden: unser Eisenbahn- Artikel. Denn was die Pioniere des vorletzten und letzen Jahrhunderts (und auch die von heute) geleistet haben, ist unglaublich. Die Trassen in den Coastal- und Rocky Mountains müssen für Eisenbahnfreunde einfach ein Magnet sein. Teilweise wie im Märklin-Märchenland fühlt man sich, wenn man die abenteuerliche Streckenführung betrachtet, der die Eisenbahn in Kanada folgt. Die blinkend Gleise der Canadian Pacific Railway führen durch Kilometer lange Tunnels, über Schwindel erregende Brücken und entlang manch felsiger Steilwand, wo man sich unwillkürlich fragt: Wie haben die Leute das vor über 100 Jahren eigentlich geschafft? Die Antwort ist: Mit Blut, Schweiß, Tränen – und leider oft dem Tode.


Eine Diesellok der Canadian Pacific Railway. Meist ziehen zwei den Verband .
 Es fällt in den Städten im kanadischen Westen gleich auf: Den größten Anteil der nicht weißen Bevölkerung, also deren Vorfahren nicht aus England, Irland, Deutschland oder Frankreich stammen, sind Chinesen. Sie waren die Fremdarbeiter, die von der kanadischen Regierung vor fast schon 150 Jahren gleich zu Hunderten ins Land geholt wurden, um de Bau der Eisenbahntrassen quer durch Kanada voran zu treiben. Und die Fremden, die die Trassen bauten, sind geblieben, haben Familien gegründet und deren (zahlreiche) Nachkommen tummeln sich vor allem in den großen Städten des Ahornblatt-Staates. Doch die Urgroßväter jener Generation zahlten seinerzeit einen hohen Preis, wie wir kurz hinter dem Kicking Horse Pass  bei Fields (BC) erfahren.
Dort wurde im Jahr 1908 ein unglaubliches Tunnelprojekt voran getrieben und in nur einem Jahr Bauzeit fertig gestellt. Da die Passhöhe für eine direkte Trasse für Güter- und Personenzüge einfach zu steil geworden wäre, bauten die Ingenieure eine „Doppelspirale" in den Mount Stephen, der die Steigung von 330 Meter innerhalb von nur 16 Meilen auf ein zu bewältigendes Maß reduzierte. Kanadische Züge sind meist sehr lang und so werden wir Zeugen, wie ein gewaltiger 1,2 Kilometer (!) langer Güterzug in den Tunnel heranschnauft. Und noch während die letzten Waggons in den Tunnel einfahren, kommen die zwei schweren Güterloks sowie fast ein Drittel der Anhänger aus dem Ausgang des Spiraltunnels wieder heraus. Ein grandioses Spektakel!

Schick in Alu: Die Personenzüge der Canadian Pacific Railway.
Donnernd hämmern die Motoren der beiden vorderen Diesel-Treibwagen, während pfeifend die dritte Lok am Ende des Zuges die Einfahrt in die Doppelspirale ankündigt. Bei solch einem Anblick ist man natürlich von der Ingenieurskunst der Eisenbahner fasziniert und bemerkt erst später, bei der Lektüre der Geschichtstafeln, das während des Baus, wöchentlich ein Arbeiter (meist besagte Chinesen) ihr Leben in den Stollen bei Wasser- oder Gesteinseinbrüchen oder bei anderen Unfällen lassen mussten. Auch beim Brückenbau gab es einen hohen Blutzoll zu beklagen. In teils schwindel erregenden Höhen arbeiteten die Männer ohne jede Sicherung. Viele fanden den Tod in den reißenden Füssen, die weiter unten durch die felsigen Täler stürzen. Die Leichen wurden

zumeist nicht gefunden, da Wölfe und Bären schneller waren oder eine Bergung einfach nicht in Frage kam. Heute kann man die spektakulärsten Strecken durch die Rocky Mountains mit dem legendären und luxuriösen Rocky Mountaineer bereisen. Eine spektakuläre wenngleich sehr teure Reise durch Kanadas Bergwelt, auf die wir vielleicht noch mal sparen wollen. Lohnen wird es sich sicher...
Unendliche Weite. Kanada war für die Eisenbahnpioniere eine Herausforderung...