Tag 6: Five O'Clock Tea auf "Quadra" Island



Überfahrt nach Vancouver Island von Tsawwassen nach Swartz Bay
Patience, Geduld heißt das Zauberwort, wenn man in der Hochsaison von Vancouver mit der Autofähre ohne Reservierung nach Swartz Bay auf Vancouver Island übersetzen will. Viele Ausflügler, vor allem aber kanadische und US-amerikanische Urlauber wollen zum Wochenende an die Strände oder zum Fischen auf die riesige, dem Kontinent vorgelagerten Insel. 450 Kilometer lang und fast 100 Kilometer breit ist die ehedem "Quadra" getaufte Landmasse. Und ganz im Süden, an der Wasserstraße Juan de Fuca, liegt die Provinzhauptstadt Britisch Kolumbiens. Und wahrlich, britischer könnte diese nicht sein...

Das Tzawassen Terminal beim Ablegen. Über zwei Rampen kommen die Autos an Bord.
Viel Platz im Bauch der Coastal Celebration. 


Aber zurück zur Fähre. Wer ohne Reservierung ankommt, muss mit seinem Fahrzeug zunächst einmal in eine Warteschlange, der das Schild "Possilbe Wait" voran steht. Stündlich gehen die großen Fähren ab, doch garantiert ist es nicht, dass man mitkommt. Unsere geplante Abfahrt ist schnell um eine Stunde verschoben. So groß ist der Andrang der Urlauber, zumal die Kanadier und Amis alle richtig fette Jeeps fahren. Unser brandneuer Ford Explorer, der nun wirklich bereits die Dimensionen eines Range Rovers hat, nimmt sich gegen die Silverados oder F350 Heavy Duty aus wie ein Spielzeugauto. Dementsprechend schnell voll ist aber auch die "Coastal Celebration", wenn man noch die vielen LKW bedenkt. Denn eine Brücke nach Vancouver Island gibt es nicht. Zu kostspielig wäre der Bau, zu hoch das Risiko, dass diese bei einem Erdbeben zerstört würde (man liegt immerhin auf dem Pacific Fire Rim).
Wieder spielt das Wetter mit: Wie eine kleine Kreuzfahrt nimmt sich die 1 1/2 stündige Überfahrt von Tsawwassen nach Vancouver Island aus. Die Insel bekam 1792 eigentlich den Namen "Quadra" benannt nach dem spanischen Kapitän und Juan Francesco Bodega y Quadra, der sich in einem Vertrag mit George Vancouver auf diesen Namen der Insel einigte (woran sich die Engländer aber nie hielten). Bei strahlendem Sonnenschein passieren wir die engen Wasserstraßen bei Sturdies Bay. Bedrohlich nah kommen die Felsen, auf denen sich Robben und Seelöwen in der Sonne wälzen. Einmal angelegt ist man in wenigen Minuten vom Schiff und ebenso schnell in der britischsten aller kanadischen Städte - Victoria.
Hausboot-Galerie in der Fishermen's Wharf. 

Der alte Handelsstützpunkt der Engländer trägt seinen Namen zu recht, ist doch das Gros der Gebäude im viktorianischem Stil erbaut. Bisweilen imposant, bisweilen kitschig. Im Fairmont Empress Hotel wird bis heute dem Five O' Clock Tea gefrönt, für den Touristen stundenlang anstehen, um sich dann für 50 Dollar einen Tropfen Milch in ihren Earl Grey zu schütten. Das alte Gemäuer ist neben dem obersten Gerichtshof der beeindruckenste "Kasten" im kleinen Hafen, der gerade einmal 82.000 Einwohner zählenden Stadt. Wobei das Fairmont scheinbar schwer in die Jahre kommt und man es mit dem Service nicht mehr so genau nimmt. Völlig verdreckte Fenster, Staubladungen, die einem aus dem Vorhängen entgegenwirbeln und angeschimmelte Duschvorhänge - das geht mal gar nicht für ein Hotel, das 5 Sterne für sich  reklamiert.
Unser Aufenthalt im eher touristisch geprägten Victoria ist recht kurz, so dass wir nach einem Bummel über die Government Street und seinen vielen Geschäften den Scenic Drive von der "Mile 0" an machen wollen.

Gleich zu Beginn bleiben wir im kleinen Künstlerhafen Fishermen's Wharf hängen.
Hier haben (Lebens-)Künstler ihren Ankerplatz gefunden, eben auf kleinen, bunt bemalten schwimmenden Hausbooten. Sie leben entweder vom Verkauf ihrer Kunst, dem Fischfang oder von den Ausflügen mit den Touristenbooten zum Whale-Watching. Und der Fisch ist wirklich frisch. Vom Boot geht es direkt in die kleinen umliegenden Restaurants, darunter eine schwimmende Sushi-Bude, wo der gereichte rohe Fisch wohl vor wenigen Stunden noch munter in der Bucht geschwommen ist. Jetzt ist Lachszeit und die Variationen sind einfach nur "mouthwatering". Schade, dass man hier das gute alte Fischbrötchen nicht kennt.
Wir fahren die Scenic Road weiter, umgehen dann Victoria im Norden, um noch zu einem der schönsten Leuchttürme der Insel zu gelangen:

So geht Leuchtturm: Das Fisgard Lighthouse bei Fort Rodd.

Fisgard Lighthouse https://de.wikipedia.org/wiki/Fisgard_Lighthouse bei Fort Rodd auf der Esquimalt Halbinsel. Das Fort beherbergt ein eher langweiliges Militärmuseum, doch die Geschichte des Leuchturmes und die Entbehrungen seiner Wärter ist spannend. Beschreibt sie doch die typische Situation, die Einwanderer aus Europa um die 1860er Jahre in Kanada vorfanden. 
Vor unserer Weiterfahrt nach Norden am nächsten Morgen nehmen wir - ganz britisch - noch ein Frühstück bei John's Place ein. Der Diner ist richtig cool. Es gibt so ziemlich alle Variationen eines englisch-kanadischen Frühstücks. Alles mit viel Eiern, Ham und Hashbrowns. Der Laden selbst aber lebt schon von seinem Ambiente - unbedingt reinschauen, wenn man in Victoria ist (am besten früh um 8 Uhr, dann ist noch nicht viel los und man muss nicht warten...
All Candian Diner... Gesund, leicht und lecker...