Tag 11 + 12: Hinterm 100 Mile House - Die Ten-Ee-Ah Lodge. Here is Heaven!

Canadian Dream in Cariboo Country: Die Ten-Ee-Ah Lodge am Spout Lake.
Weiter geht unsere Reise durch British Columbia. Irgendwann im vorletzten Jahrhundert - möglicherweise mangels Erfindungsreichtum oder aus rein praktischen Gründen - haben die Trapper und Goldsucher den wichtigen Kreuzungen im "Outback"einfach nur noch Namen nach ihrer Entfernung gegeben. So gibt es im lang gestreckten "Interior Plateau" entlang des Highway 99 das 50-Mile-House oder das 100-Mile-House. Gemessen von Lillooet, einer kleinen, etwas verfallenen Goldgräber-Hochburg aus dem vorletzten Jahrhundert. Uns führt die Reise zur Ten-Ee-Ah Lodge am Spout Lake, im Herzen der Cariboo Region. Und es werden zwei wundervolle Tage inmitten einer wundervollen Natur - genau so wie man sich Kanada vorstellt.



Begrüßung am Ortseingang der einst
wichtigsten Stadt (während der Goldgräber-
zeit): man achte auf den Spaßvogel,
der ein "d"eingefügt hat".

Canadian Pacific Railway. Immer
wieder begegnet man den
Schienensträngen.

Schon die  lange Fahrt von Whistler ist, als ob man die Windschutzscheibe durch das Programm Discovery Channel oder National Geographic TV ersetzt. Ständig wechselt sich die Landschaft ab. Hinter jeder Passhöhe oder Flussbiegung eröffnet sich ein neuer Blick und manchmal wünscht man sich, wenn man die Bahngleise kreuzt, man säße im Luxusabteil vom "Rocky Mountaineer" und müsste heute nicht so viele Kilometer fressen. Das Wetter hält und nach einem kurzen Stop in
Lillooet und einem Lunch im Reynolds Hotel (nette Leute, mehr gibt es nicht zu sehen) geht es weiter auf einer alten Gravel Road über die Diamond Ranch, die eigentlich nur im Sommer zu befahren ist, Sie ist frei von den allgegenwärtigen Wohnmobilen und vermittelt jenen landschaftlichen Eindruck, wie ihn wohl auch die Pioniere der Gründerjahre erlebten. Der Ford Explorer frisst brav Dreck und Staub, bis wir bei Clinton den Highway 97 erreichen - die "Autobahn" ins flache Cariboo-Gebiet. Die Hochebene wirkt zunächst recht eintönig, aber wenn man das 100-Mile-House hinter sich lässt und der 97 folgend den Lac La Hache erreicht, beginnt eine grandiose Seenlandschaft mit sanft geschwungenen Hügeln.
Angekommen in Cariboo Country. Der Ford packt die Gravel Roads wie nix..
Ein kleiner Wegweiser weist uns auf die Abzweigung zur Te-Ee-Ah Lodge hin. Und nach weiteren etwa 20 Kilometern Gravel Road erreichen wir das Portal zur Ranch mit seinen vielen kleinen "Log Houses". Solch ein Block-Haus aus Douglasien-Stämmen wird die nächsten zwei Tage unser Zuhause sein. Und es könnte nicht sauberer und ordentlicher geführt sein. Mäni und Anita sind Schweizer, die die Lodge mit ihren Mitarbeitern unglaublich liebevoll führen.
Das Wort "Ten-ee-ah" stammt aus der unter den Native People (auch "First Nation"genannt) noch heute gesprochenen Shuswap-Sprache und bedeutet "großes Tier", gemeint ist der Elch, auf englisch "Moose". 1942 wurde das Ten-ee-ah als Jagdcamp von Buster Hamilton, einem Shuswap Indianer gebaut und bis 1970 als solches betrieben. Damals führte nur eine Wagenstrasse von Lac La Hache zum Camp und in den Anfangsjahren waren Buster Hamilton und seine Frau Milly die Einzigen, die eine garantierte Elchjagd anboten. Sie beschäftigten zwei indianische Jagdführer (Guides). Marc’s und Jim’s Cabins stehen heute noch und werden von den Ten-ee-ah Mitarbeitern bewohnt.
Wie soll man sich Kanada anders vorstellen: in diesen Log-Homes logieren die Gäste der Ten-Ee-Ah Lodge. Eigener Kamin, dicke Flauschbetten inklusive. Nachts zwischen 0 und  06.45 Uhr gibt es keinen Strom, aber da schläft man erschöpft vom Tag den Schlaf der Gerechten...
Ein Dutzend Pferde, streifen frei durch die Tannenwäldchen am Gelände und sofort fällt der Anleger zum 11 Kilometer langen, wunderschönen Spout Lake ins Auge. Die Ten-Ee-Ah Lodge ist das einzige Anwesen am ganzen See, umgeben von mildhügeliger Landschaft und viel Wald. Unberührte Natur, soweit das Auge reicht. Jeder findet hier sein einsames Plätzchen. Nach einem guten Abendessen und einem kleinen Lagerfeuer vor unserem Log House schlafen wir wie die Murmeltiere.  
Chef aus der Schweiz: Mäni tankt den alten Pick-Up auf. Wie in einer anderen Zeit.
Am nächsten Tag weist mich Mäni in die Benutzung eines der kleinen, eigentlich für Angler gedachten Motorboote ein. Auf den Inseln und an verschiedenen Stellen am Seeufer sind Picknick- Plätze angelegt, so dass man sich gut für einen Tag in die Natur zurückziehen kann. Alternativ kann man auch mit dem Kajak los oder gar eine ausgedehnte Reittour machen. Um den ganzen See abzufahren muss aber das Motorboot her und wir entdecken eine unberührte Natur, die einmalig ist. Vom Kolibri, der sich im Frühsommer vom Nektar blühender Bäume ernährt, über den Weisskopfseeadler bis zu den Kanada Gänsen. In der Nacht hört man die Schreie der Eistaucher. Biber bauen an verschiedenen Stellen des Sees und im nahe gelegenen "Beaverpond" ihre Dämme. Frühmorgens und bei Sonnenuntergang zeigen sich die Elche am Seeufer. Leider sehen wir keinen der scheuen Schwarzbären und der noch scheueren Berglöwen (Cougars), zu laut ist wohl der Außenborder und stundenlang auf die Lauer legen wollen wir uns dann doch nicht...
Der "Doktor" auf dem Spout Lake morgens um 6 Uhr. Es geht zum Fischen...

Wer es schnell zur Lodge schaffen möchte, wählt das Wasserflugzeug als Taxi. Rundflüge gibt es auch...
Es sind unvergessene Tage auf der "Ten-Ee-Ah" Lodge, wo die Zeit stehen geblieben zu ein scheint. Und es gelingt mir eine Panoramaaufnahme, die diesen Zauber einfängt - auch durch Mänis alten Pick-Up, der am Ufer neben einer alten Zapfsäule steht und noch aus den 50er Jahren stamt. Ein Ort zum Verlieben...
Unfassbar entlegen und wunderschön: der Spout Lake ...