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Abertausende Kilometer Gleise ziehen sich durhc die Rocky Mountains. Tunnels und Brücken sind Meisterwerke... |
Es muss dann doch ein eigener kleiner "Post" werden: unser Eisenbahn- Artikel. Denn was die Pioniere des
vorletzten und letzen Jahrhunderts (und auch die von heute) geleistet
haben, ist unglaublich. Die Trassen in den Coastal- und Rocky
Mountains müssen für Eisenbahnfreunde einfach ein Magnet sein.
Teilweise wie im Märklin-Märchenland fühlt man sich, wenn man die
abenteuerliche Streckenführung betrachtet, der die Eisenbahn in Kanada folgt. Die blinkend Gleise der
Canadian Pacific Railway führen durch Kilometer lange Tunnels, über
Schwindel erregende Brücken und entlang manch felsiger Steilwand, wo
man sich unwillkürlich fragt: Wie haben die Leute das vor über 100
Jahren eigentlich geschafft? Die Antwort ist: Mit Blut, Schweiß,
Tränen – und leider oft dem Tode.
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Eine Diesellok der Canadian Pacific Railway. Meist ziehen zwei den Verband . |
Es fällt in den Städten im
kanadischen Westen gleich auf: Den größten Anteil der nicht weißen
Bevölkerung, also deren Vorfahren nicht aus England, Irland,
Deutschland oder Frankreich stammen, sind Chinesen. Sie waren die
Fremdarbeiter, die von der kanadischen Regierung vor fast schon 150
Jahren gleich zu Hunderten ins Land geholt wurden, um de Bau der
Eisenbahntrassen quer durch Kanada voran zu treiben. Und die Fremden,
die die Trassen bauten, sind geblieben, haben Familien gegründet und
deren (zahlreiche) Nachkommen tummeln sich vor allem in den großen
Städten des Ahornblatt-Staates. Doch die Urgroßväter jener Generation
zahlten seinerzeit einen hohen Preis, wie wir kurz hinter dem Kicking Horse Pass bei Fields (BC) erfahren.
Dort wurde im Jahr 1908 ein
unglaubliches Tunnelprojekt voran getrieben und in nur einem Jahr
Bauzeit fertig gestellt. Da die Passhöhe für eine direkte Trasse für
Güter- und Personenzüge einfach zu steil geworden wäre, bauten die
Ingenieure eine „Doppelspirale" in den Mount Stephen, der die Steigung von 330 Meter innerhalb von nur 16 Meilen auf
ein zu bewältigendes Maß reduzierte. Kanadische Züge sind meist
sehr lang und so werden wir Zeugen, wie ein gewaltiger 1,2 Kilometer
(!) langer Güterzug in den Tunnel heranschnauft. Und noch während die
letzten Waggons in den Tunnel einfahren, kommen die zwei schweren Güterloks
sowie fast ein Drittel der Anhänger aus dem Ausgang des Spiraltunnels wieder
heraus. Ein grandioses Spektakel!
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Schick in Alu: Die Personenzüge der Canadian Pacific Railway. |
Donnernd hämmern die Motoren der
beiden vorderen Diesel-Treibwagen, während pfeifend die dritte Lok
am Ende des Zuges die Einfahrt in die Doppelspirale ankündigt. Bei
solch einem Anblick ist man natürlich von der Ingenieurskunst der Eisenbahner fasziniert und bemerkt erst später, bei der Lektüre der
Geschichtstafeln, das während des Baus, wöchentlich ein Arbeiter
(meist besagte Chinesen) ihr Leben in den Stollen bei Wasser- oder
Gesteinseinbrüchen oder bei anderen Unfällen lassen mussten. Auch beim
Brückenbau gab es einen hohen Blutzoll zu beklagen. In teils
schwindel erregenden Höhen arbeiteten die Männer ohne jede
Sicherung. Viele fanden den Tod in den reißenden Füssen, die weiter
unten durch die felsigen Täler stürzen. Die Leichen wurden
zumeist nicht gefunden, da Wölfe und Bären schneller waren oder eine Bergung
einfach nicht in Frage kam. Heute kann man die spektakulärsten
Strecken durch die Rocky Mountains mit dem legendären und luxuriösen Rocky
Mountaineer bereisen. Eine spektakuläre wenngleich sehr teure
Reise durch Kanadas Bergwelt, auf die wir vielleicht noch mal sparen
wollen. Lohnen wird es sich sicher...
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Unendliche Weite. Kanada war für die Eisenbahnpioniere eine Herausforderung... |