Tag 14: Meister Petz vom Wasser aus - on the Road to Jasper

Da tapst der Bär: Ein Schwarzbär-Männchen auf Fresschen-Suche am Mud Lake (B.C.)
Kanada ist das Land der Bären. Statt des Ahorns hätten die Kanadier eigentlich den Schwarzbären in Ihre Fahne heben sollen. Dennoch muss man etwas Geduld mitbringen, um die stolzen Herrscher der Wälder in freier Wildbahn anzutreffen.
Allerorten hingegen begegnet man Warnschildern, die auf äußersten Respekt beim "Hiking" hinweisen, sollte man auf die "drolligen" 200 bis 300 Kilogramm schweren Racker stoßen. Sogar die Mülleimer haben Sicherheitsriegel und dass man Essensreste nicht einfach so herum liegen lassen sollte, versteht sich eigentlich von selbst. Richtig nah ran kommt man an die Bären natürlich bei der Jagd oder wie wir am Blue River in British Columbia. Und manchmal trifft man die scheuen Einzelgänger sogar doch zu zweit oder zu dritt an.

Den Namen Mud River hat der Seitenarm des Blue Rivers, geschweige denn der gleichnamige Mud Lake nicht verdient. Unglaublich hoch schraubt sich die erste Kette der Rocky Mountains um den See in den Himmel. Hier ist Natur pur, keine Bebauung zu sehen, nur dichte Tannenwälder und und die von Menschenhand unberührte Küste.
Offenbar ist der Mud Lake in Sachen Nahrungsangebot für die vielen Schwarzbären so eine Art Fastfood Restaurant. Nur ein halbes Jahr haben die Bären Zeit, sich für ihren langen Winterschlaf die benötigte "Dicke" anzufressen. Immerhin rund 20.000 Kilokalorien pro Tag muss ein Bär fressen, um im Winter genug Reserve zu haben, wo er sich in seiner Erdmulde oder  ganz selten - in einer richtigen Höhle durch die kalte Jahreszeit schläft. 80 % der Nahrung bestehen davon au Beeren und Wildfrüchten, bzw. Gräsern, der Rest meist aus fettem lachs, der jetzt in rauhen Mengen vom Pazifik zu seinen Laichplätzen zurück schwimmt.
Mit dem Jet-Boat geht es über den Mud-Lake. Bei Annäherung wird ein leiser Elektromotor benutzt.

Die River Safari Station verfügt neben den Jet-Booten auch über ein
Wasserflugzeug. 
Auf einem riesigen schwimmenden Holz-Ponton haben die Jungs und Mädels vom Blue River ihre "Station". Es geht leider sehr touristisch zu. Wir sind gottlob vor den Bussen voller Chinesen gekommen, so dass an diesem Morgen es noch weniger hektisch ist. Mit Alex, unserer jungen Schiffsführerin geht es im Jetboot auf den Fluss und dann auf den großen Mud Lake hinaus. Röhrend jagen wir mit ca. 40 Mph über das Wasser und man fragt sich, wie da noch Bären an der Küste zu finden sein sollen. Doch mit etwas Abstand zur Küste stellt Alex den Motor ab und fährt mit einem surrenden, flüsterleisen E-Motor weiter. Und die Lady weiß, wo sich ihre Pappenheimer aufhalten. Schon bei der zweiten Annäherung bricht ein Schwarzbär-Männchen durch Gehölz an den steinigen Strand. immer die Schnauze am Boden auf der Suche nach Nahrung. Wir sind begeistert. Nach und nach sichten wir immer mehr Bären. und plötzlich treffen wir auf ein kleines Geschwisterpärchen, dass am Wasser spielt.
Das Geschwisterpärchen (Zwillinge) am Ufer.
Alex weiß zu berichten, dass dies eigentlich nur bei Zwillingen vor kommt, dass sie so verspielt sind. Irgendwo, ganz in der Nähe muss sich die Mutter aufhalten und einmal mehr bedauere ich es, auf dieser Reise nicht die schwere Nikon mit großem 600er Tele mitgenommen zu haben. Fast 1 1/2 Stunden beobachten wir die verfressenen, mächtigen und vermeintlich behäbigen Bären bei Ihrer Nahrungssuche. Ein tolles Erlebnis. Dann geht es langsam zurück zum Anleger. 95 kanadische Dollar kostet der Spaß pro Nase, viel Geld, doch man kann auch noch mehr hinlegen, wenn es mit dem hauseigenen Wasserflugzeug zu einem anderen, kleinen See mit angeblich noch mehr Bären geht. So groß ist unsere Liebe zu Meister Petz dann doch nicht und wir müssen bis Jasper auch noch über 200 Kilometer abreißen. Also geht unsere Fahrt weiter. Zum größten Nationalpark in den Rocky Mountains.
Ein Weißkopfadler beim Wetterumschwung über dem Blue River.

Wie ein Schleier aus weißem Stoff: die Wasserfälle am Mud Lake.


Infos zum Schwarzbär: https://de.wikipedia.org/wiki/Amerikanischer_Schwarzb%C3%A4r