Tag 1: Wenn die 747 in die Jahre kommt - British Airways und ein Notfall ...




Eins vorweg: Die 747 von Boeing ist seit jeher eine zuverlässige und sichere Maschine, mit der wir gerne weite Strecken fliegen und geflogen sind. Doch irgendwie ist es traurig, wenn so ein Riesenbomber in die Jahre kommt und die Airline nichts (oder nur das allerwenigste) unternimmt, um die "Vorzeigevögel" ihrer Flotte etwas aufzupolieren. So zu erleben bei British Airways, die bei Flügen der Business Class tüchtig Aufschlag verlangt, seinen Gästen dann aber den Sitzkomfort eines runtergefeierten Vorstadtkinos anbietet. Bei einem neun Stunden Flug um die halbe Welt ist das mehr als ärgerlich. Richtig spannend wird es, wenn dann aber in 11.000 Metern Höhe noch ein Notfall eintritt...


Geich mit zwei Feuerwehrwagen rückten die Einsatzkräfte in Vancouver an.
Über die unsinnig gegeneinander angeordneten "Sitzinseln" bei der 747 der British Airways (BA) haben schon viele Kollegen geschrieben (BA will einfach so noch mehr Platz sparen). Auch darüber, dass man tatsächlich über die Füße des schlafenden Vorder- oder Hintermannes steigen muss, wenn dieser sich seinen Sitz zum Bett gemacht hat. Aber dass die Ausstattung derart klapprig und kaputt ist, dass der Sitz aus der Aufrecht-Position im Steig -oder Sinkflug wie von Geisterhand in die Liegeposition rutscht, überrascht selbst den erfahrenen Vielflieger. Viele der aluminiumgrau farbenen Sitze sind einfach fertig. Gleichzeitig stammt das Entertainmentsystem der 747 aus dem Jahr 2000 (!) und die Bildschirme sind so schlecht, dass es nicht lohnt, überhaupt einen Film anzusehen. Abgesehen davon, dass ich den ausklappbaren Bildschirm mittels Gürtel und einem zerlegten Kugelschreiber am permanenten Zurückschlagen hindern musste.
Meckern auf hohem Niveau, werden jetzt vielleicht einige denken. Aber wer einmal spaßeshalber die Preise für Langstreckenflüge in der Business Class der BA aufruft, mag den Ärger verstehen...
Immerhin ist das Essen der BA weiterhin auf Flughöhe geblieben, so dass dieser Auftakt unsere Rundreise durch British Columbia nicht verderben konnte. Allein der Blick über die Rocky Mountain Range, wenn man Calgary hinter sich gelassen hat, ist atemberaubend. Majestätisch ziehen die 3000er Gipfel unter einem hinweg. Und im Landeanflug auf Vancouver meint man, der Riesen-Jet berühre fast die scharfen Felsformationen, in denen ab und an kristallklare Bergseen umsäumt von dichten Tannenwäldern auftauchen.

Noch während ich am etwas größeren Fenster am Emergency Exit in der Pantry der 747 Fotos mache, tritt eben solch ein "Emergency" ein. Ein Medizinischer Notfall. Stewardessen stürmen nach hinten durch den Flieger. Große Aufregung, besorgte Gesichter auch bei den Pursern. Schnell steht fest: Es ist ernst, ein Fluggast ist in Lebensgefahr. Und es wird einem klar - über den Wolken, ist echte Notfallhilfe so nicht möglich. Herzinfarkt oder Schlaganfall - in jedem Fall ein Alptraum. Und der nächste Airport,(in diesem Falle Vancouver) ist noch 30 Minuten entfernt.
An dieser Stelle muss man die Besatzung der British Airways loben. Mit klaren Anweisungen werden die Passagiere gebeten, nach der Landung den Rettungskräften den Weg frei zuhalten, nicht wie üblich aus den Sitzen aufzuspringen. Und den Neugierigen, die sich doch in die Gänge stellen, wird mit unmissverständlicher Schärfe in der Stimme beigebracht, sofort wieder Platz zu nehmen.


Unsere 747 erhält Lande-Priorität. Ohne "Kurbeln" im Luftraum geht es sofort auf die Piste. Während die Einsatzkräfte in Vancouver den Vorfall offensichtlich gleich für eine Großübung nutzen. Gleich mit zwei großen Löschfahrzeugen und diversen Rettungswagen rücken sie an und 10 (!) Ersthelfer nebst Notärzten stürmen sie die 747. Fast hätte man meinen können, es hätte eine Massenschlägerei mit vielen Verletzten an Bord gegeben. Doch irgendwie ist es doch klasse, wenn man weiß, dass hier in Kanada auch für einen einzigen Passagier mit einem schweren gesundheitlichen Problem Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt werden, um zu helfen. Dafür kann man auch einmal 30 Minuten auf dem Rollfeld warten. In der Hoffnung, dass es einem niemals selbst passiert...