Tag 1: Wenn die 747 in die Jahre kommt - British Airways und ein Notfall ...




Eins vorweg: Die 747 von Boeing ist seit jeher eine zuverlässige und sichere Maschine, mit der wir gerne weite Strecken fliegen und geflogen sind. Doch irgendwie ist es traurig, wenn so ein Riesenbomber in die Jahre kommt und die Airline nichts (oder nur das allerwenigste) unternimmt, um die "Vorzeigevögel" ihrer Flotte etwas aufzupolieren. So zu erleben bei British Airways, die bei Flügen der Business Class tüchtig Aufschlag verlangt, seinen Gästen dann aber den Sitzkomfort eines runtergefeierten Vorstadtkinos anbietet. Bei einem neun Stunden Flug um die halbe Welt ist das mehr als ärgerlich. Richtig spannend wird es, wenn dann aber in 11.000 Metern Höhe noch ein Notfall eintritt...

Tag 2: Metropolis? Utopia? Vancouver!

Skulptur als Homage an die Fröhlichkeit der Bürger Vancouvers: "Amazing Laughter" am Manson Park.
Würde der legendäre Fritz Lang, der Anfang der 20er Jahre den Stummfilmklassiker „Metropolis“ drehte noch leben, für ihn wäre Vancouver die Kulisse eines wahr gewordenen Ideals. Nur wenige Metropolen in der Welt sind so vorzeigbar in Sachen Architektur, Lebensqualität und tolerantem Zusammenleben. Alles passt irgendwie und auf den Straßen fällt auf – die Menschen haben fast alle ein Lächeln im Gesicht. Wie die Bronze-Skulpturen „Amazing Laughter“ von Yue Minjun am Manson Park in der English Bay. Obwohl es hier fast soviel regnet wie in Hamburg...

Tag 3: Das Killer Gurken Bier

Eine "Frankensteingensie" im Glas - das Killer Cucumber Ale im Steamworks.


"Micro-Breweries", also Kleinst-Brauereien zu besuchen, ist seit jeher eine Leidenschaft von mir. So stolpert man in Gastown, jenem viktorianisch anmutenden Viertel gleich unter dem Vancouver Lookout Tower, sogleich in das legendäre "Steamworks". Eingebettet in das alte Ziegelgebäude der Brauerei, gibt es grob gefügte Eichentische und hübsche Bedienungen schwirren in karierten Schottenröckchen, gestärkten Blusen und Funkknöpfen im Ohr umher, um dem Ansturm der Touristen Herr zu werden. In solchen Läden empfiehlt es sich, zunächst nassforsch an die Theke zu stürmen (da braucht es nie eine Reservierung). Meist kann man dort - ohne lange den "Wait to be seated" Irrsinn mitzumachen - auch eine Kleinigkeit essen. Wichtig sind aber die Biere. Und das widerlichste, was ich nach einer fast ähnlich grauenhaften Erfahrung in Neuseeland, getrunken habe, war das "Killer Cucumber Ale". Ja, richtig, die Übersetzung heißt frei "Mörder Gurken Bräu". Und ein Blog Artikel über Bier muss bei jeder Reise sein.

Tag 4: Im Auge des Windes - auf dem Grouse Mountain


Holzschnitzfigur aus der  Redwood Zeder auf dem Grouse Mountain.
Vancouver gehört ohne Frage zu den Großstädten mit dem höchsten Freizeitwert, denen wir je begegnet sind. Egal ob Segeln, Rennradfahrern, Gleitschirmfliegen, Wandern, oder  (ja) Shoppen - die Metropole am Pazifik ist der Hammer. Nur eines sollte man bedenken: An dieser Meeresküste von San Francisco bis Sitka in Alaska kann es auch schon einmal wochenlang am Stück regnen. Wir haben absolutes Glück mit dem Wetter und so geht es heute zum Grouse Mountain, Vancouvers Hausberg am Capilano Reservoir. Und das am Happy BC Day, dem Feiertag der kanadischen Provinz British Columbia. Ein Muss für jeden Vancouver-Besucher.Wer über den wunderschönen Radausflug und über ein "Umwelt-Programm" mit dem Hotelgäste mal so richtig verladen werden, lesen will, klickt auf den "Weiterlesen-Link".

Tag 5: Little Venice oder die niedlichsten Fähren Nordmerikas

In Blautönen: Ein kleines Fährboot der False Creek Ferry an der Burrard Street Bridge
Eine Stadt am Wasser hat immer ihre Eigenheiten. Und sie muss in Sachen Transport den vielen Wasserwegen Rechnung tragen. So schaukeln wir plötzlich in den wohl niedlichsten kleinen Fähr-Bötchen Nordamerikas von Ufer zu Ufer. Zum Granville Market, der auf der gleichnamigen kleinen Insel zu einem weiteren Highlight Vancouvers gehört. Schon allein wegen der immer frischen Produkte, den Straßenmusikanten aber auch den zahllosen Kunstgalerien an der Railspur Alley. Die False Creek Ferry darf man auf keinen Fall verpassen.

Tag 6: Five O'Clock Tea auf "Quadra" Island



Überfahrt nach Vancouver Island von Tsawwassen nach Swartz Bay
Patience, Geduld heißt das Zauberwort, wenn man in der Hochsaison von Vancouver mit der Autofähre ohne Reservierung nach Swartz Bay auf Vancouver Island übersetzen will. Viele Ausflügler, vor allem aber kanadische und US-amerikanische Urlauber wollen zum Wochenende an die Strände oder zum Fischen auf die riesige, dem Kontinent vorgelagerten Insel. 450 Kilometer lang und fast 100 Kilometer breit ist die ehedem "Quadra" getaufte Landmasse. Und ganz im Süden, an der Wasserstraße Juan de Fuca, liegt die Provinzhauptstadt Britisch Kolumbiens. Und wahrlich, britischer könnte diese nicht sein...

Tag 7: Wild Wild Nature und ein Schwarzbär beim Abendbrot

Ucluelet - Blick von der Big Beach - bei Bombenwetter...

Eins vorweg: Er ist auch schon einmal sehr kühl, der Sommer an Kanadas „West Coast“. Wer hier her kommt, um Strandurlaub zu machen, ist nicht bei Trost. Denkt man, wenn man junge Kanadierinnen im Bikini bei 18 Grad an den wenigen Sandstränden der wildschönen, zerklüfteten Wald- und Felsküste zwischen Uclulet und Tofino in der Sonne liegen sieht. Das Wasser hat gerade einmal 16 Grad, dazu geht ein steter, kalter Westwind. Und wir stehen in Outdoorsachen mit Fleece an der Küste und fragen uns, ob wir nicht hart genug sind. Doch es ist schließlich die Natur, für die wir gekommen sind und davon haben sie hier mehr als genug. Heute entdecken wir die Cathedral Grove und am Abend, beim Grillen, stöbert plötzlich ein Schwarzbärweibchen an unseren Platz fürs Barbecue herum – was uns kurz in Aufregung versetzt.

Tag 8: Wo der Wal wohnt

Zu Kanada und der wilden Westküste gehören natürlich auch die Humpback Wale. Einst gnadenlos gejagt (heute noch von japanischen und russischen Walfängern) erholen sich die Bestände der Unterwasser-Riesen zusehends. Für Touristen und Einheimische sind sie gleichermaßen eine Attraktion.
Früh morgens, gleich um Acht fahren wir mit der Truppe von Jamie's WhaleWatching Tours hinaus auf See vor die von Hunderten kleinen Inseln und Riffen zerklüftete Pazifikküste. Garantiert ist eine Wal-Sichtung natürlich nicht. Doch unser Kapitän kennt die Lieblingsjagdgründe der sanften Buckelwale und glücklicherweise kennt er sich auch mit den unfassbar vielen Untiefen aus. Kein Gebiet für Segler. Und wer mit uns auf den Wal-Törn gehen will, klickt auf "Hier geht es zur ganzen Geschichte..."

Tag 9 + 10: Murmeltier Mountain - Hiking auf dem High Note Trail in Whistler

Unser "Mountain Murmeli" am High Note Trail - ein kleiner Poseur
Mehr Freizeitwert geht einfach nicht: In Whistler und am Blackcomb Mountain und auch Pemberton dürfte so ziemlich jede Winter- und Sommersportart möglich sein, die je erfunden wurde. Gut, Whistler hat natürlich nicht die gewachsenen Strukturen eines beschaulichen schweizerischen Bergdorfes. Aber man gewöhnt sich schnell an ein wenig "Disneyland-Atmosphäre", die am Anfang vielleicht etwas erschreckt, dann aber doch  auch so ihre Vorteile hat. Wir sind mit der Fähre von Nanaimo nach Horseshoe-Bay übergesetzt und folgen dem Highway 99. Dem Sea to Sky Highway ins Sea to Sky Country. Und das macht seinem Namen alle Ehre. Viel zu kurz ist der Aufenthalt mit zwei Übernachtungen,  die hier einmal komprimiert zusammengefasst werden.

Tag 11 + 12: Hinterm 100 Mile House - Die Ten-Ee-Ah Lodge. Here is Heaven!

Canadian Dream in Cariboo Country: Die Ten-Ee-Ah Lodge am Spout Lake.
Weiter geht unsere Reise durch British Columbia. Irgendwann im vorletzten Jahrhundert - möglicherweise mangels Erfindungsreichtum oder aus rein praktischen Gründen - haben die Trapper und Goldsucher den wichtigen Kreuzungen im "Outback"einfach nur noch Namen nach ihrer Entfernung gegeben. So gibt es im lang gestreckten "Interior Plateau" entlang des Highway 99 das 50-Mile-House oder das 100-Mile-House. Gemessen von Lillooet, einer kleinen, etwas verfallenen Goldgräber-Hochburg aus dem vorletzten Jahrhundert. Uns führt die Reise zur Ten-Ee-Ah Lodge am Spout Lake, im Herzen der Cariboo Region. Und es werden zwei wundervolle Tage inmitten einer wundervollen Natur - genau so wie man sich Kanada vorstellt.

Tag 13: Ein Scharlatan und Helms Klamm

Freundlich schaut er ja aus: der "Wunderheiler" am Mount Robson.
Man hört ja von einigen wundersamen Geschichten, wo Menschen in der reinen Natur und der kristallklaren Luft Kanadas Krankheiten abgeworfen haben wie eine zweite Haut. Dabei spielen dann auch allerlei indianische Riten eine Rolle. Wir sind im Squamish-Land unterwegs, einem stolzen Volk der first Nation hier, deren Geschichte hier aufzuzeichnen den Rahen sprengt (Wiki ist eine hervorragende Quelle). Ich stoße am Yellowhead Highway, am Pass unterhalb des gewaltigen Mount Robson (3954 m) an der Grenze zu Alberta auf ein Tipi am Straßenrand. Gleich am Visitors Center für British Columbia. Und muss einfach aufschreiben, wie ein furchtbarer Faulpelz hier die (meist detuschen) Touristen derart neppt, dass einem die Tränen kommen. Mit einem "Heil-Ritual", das er ganz bestimmt nicht von seiner Squamish Großmutter abgeschaut hat.

Tag 14: Meister Petz vom Wasser aus - on the Road to Jasper

Da tapst der Bär: Ein Schwarzbär-Männchen auf Fresschen-Suche am Mud Lake (B.C.)
Kanada ist das Land der Bären. Statt des Ahorns hätten die Kanadier eigentlich den Schwarzbären in Ihre Fahne heben sollen. Dennoch muss man etwas Geduld mitbringen, um die stolzen Herrscher der Wälder in freier Wildbahn anzutreffen.
Allerorten hingegen begegnet man Warnschildern, die auf äußersten Respekt beim "Hiking" hinweisen, sollte man auf die "drolligen" 200 bis 300 Kilogramm schweren Racker stoßen. Sogar die Mülleimer haben Sicherheitsriegel und dass man Essensreste nicht einfach so herum liegen lassen sollte, versteht sich eigentlich von selbst. Richtig nah ran kommt man an die Bären natürlich bei der Jagd oder wie wir am Blue River in British Columbia. Und manchmal trifft man die scheuen Einzelgänger sogar doch zu zweit oder zu dritt an.

Tag 17: Rocky Mountaineers oder das Märklin Märchenland

Abertausende Kilometer Gleise ziehen sich durhc die Rocky Mountains. Tunnels und Brücken sind  Meisterwerke...

Es muss dann doch ein eigener kleiner "Post" werden: unser Eisenbahn- Artikel. Denn was die Pioniere des vorletzten und letzen Jahrhunderts (und auch die von heute) geleistet haben, ist unglaublich. Die Trassen in den Coastal- und Rocky Mountains müssen für Eisenbahnfreunde einfach ein Magnet sein. Teilweise wie im Märklin-Märchenland fühlt man sich, wenn man die abenteuerliche Streckenführung betrachtet, der die Eisenbahn in Kanada folgt. Die blinkend Gleise der Canadian Pacific Railway führen durch Kilometer lange Tunnels, über Schwindel erregende Brücken und entlang manch felsiger Steilwand, wo man sich unwillkürlich fragt: Wie haben die Leute das vor über 100 Jahren eigentlich geschafft? Die Antwort ist: Mit Blut, Schweiß, Tränen – und leider oft dem Tode.